Montag, 15. Februar 2010

Axolotl Roadkill

Die letzten Tage waren für mich schaffenstechnisch die Hölle. Ich saß gebannt vor TV und I-net (man hört und sieht ja buchtechnisch gerade nichts anderes; hier ein Beispiel) und verfolgte mit einem gewissen Hang zur Selbstquälerei wie Fräulein Hegeman in den Himmel gelobt und in die Verdammnis geschickt wird. Hab sie im Interview Harald Schmidt gesehen und war einerseits beeindruckt, wie gut sie sich ausdrückt, und andererseits schockiert, wie wenig sie über ihr eigenes Buch wusste. Dann sagte sie auch noch Sachen wie "das ist wohl was, das ich angeschrieben habe" mit einem Ton, als sei das sowieso alles nur Irrsinn.
Ich wusste nicht, was ich davon halten soll. Das Mädchen nervte mich irgendwie an, aber das ist ja nichts neues, mich nervt ja der ganze Hype über die tollen ach so aufgeklärten und superschockierenden Sexbücher auf. Aber was denn nun? Hat si enun geklaut? Oder nicht? oder wird das nur alles aufgerührt und übertrieben? Ich wollte mir die Büche rnicht kaufen um zu vergleichen, hab aber mal in ihr Buch reingelesen (danke Bahnhofsbuchhandlung) und festgestellt, dass es ziemlich gut geschrieben ist. Damit wäre die Sache dann auch eigentlich für mich erledigt gewesen, weil ich dachte...man, egal, vielleicht hat sie die Idee geklaut, aber...sie kann das ja nicht Wort für Wort geklaut haben und was beeindruckt ist ja auch ihre Sprache. Dann bin ich aber heute über diese Seite gestolpert. Und mein Mund ging beim Lesen fast nicht mehr zu. Was für eine Dreistigkeit. Damit ihr nicht alles lesen müsst hier eine Zusammenfassung der Beispiele von der Seite. Und ja, ich Copy und paste das einfach mal, weil, ich habs nun mal nicht selbst geschrieben. Ist nur damit es hier einheitlich erscheint.
Axolotl Roadkill, Seite 23:

“Ich habe Fieber, Koordinantionsschwierigkeiten, ein Promille im überhitzten Blut…”

Im Buch STROBO, welches der Berliner Blogger Airen letztes Jahr veröffentlichte, heißt es auf Seite 106:

“Ich habe ein Grad Fieber sowie ein knappes Promill Alkohol im überhitzten Blut.”

Axolotl Roadkill, Seite 36:

“Ophelia steht auf dem Klodeckel, um drei Lines Speed auf der Trennwand zur Nachbartoilette zurechtzumachen.”

Strobo, Seite 146:

“…als sich das als zu kompliziert erweist, klettert Marc auf die Klobrille und macht die Lines an der Grenze zu Nachbartoilette zurecht.”

In Axolotl Roadkill auf Seite 52 spricht Helene Hegemann von “Technoplastizität”. Ein Begriff, den Airen auf Seite 118 seines Buches verwendete.

Axolotl Roadkill, Seite 72:

“Wir erfahren an dieser Stelle, dass ich nicht nur neben Edmonds Keyboard aus eloxiertem Aluminium gekotzt, sondern mich (gleichermaßen skrupellos) mit dem Argument »Scheiß Kapitalismus!« geweigert habe, ihm meine Schulden vom Vortag zurückzuzahlen.”

Airen, Seite 123:

“Wie ich eben erfahre also angeblich mit dem Argument »Scheiß Kapitalismus!« geweigert zu bezahlen, neben die Bar gekotzt und paar Tische umgeschmissen.”

Axolotl Roadkill, Seite 74:

“Ich mache drei Schritte nach vorn und knalle rückwärts gegen irgendeinen sich im öffentlichen Raum befindlichen Werbeträger von Langnese. Ich drehe mich um und knalle rückwärts gegen einen grobporigen Typen in grünen Klamotten. Er [der Polizist] setzt mich in ein Taxi…”

Strobo, Seite 124:

“Ich steige aus, mache drei Schritte nach vorn und pralle rückwärts gegen die Bahn. Dann stehe ich auf, mache drei Schritte nach vorn und pralle rückwärts gegen die Bahn. Schließlich kommen zwei so grobporige Bahnbullen und verfrachten mich in ein Taxi.”

Hegemann lässt ihre Protagonistin auf Seite 136 sagen:

“»Wir unterhalten uns gerade über Bisexualität!«, moderiere ich schwerstelegant zu ihr hinüber.”

Der Satz steht fast genau so auf Seite 99 von Strobo:

“»Wir reden gerade über Bisexualität«, moderiere ich mich zu Jan rüber,…”

Axolotl Roadkill, Seite 80:

“Anstatt mir zu antworten, wickelt sie die Plastikfolie ab. Schlussendlich liegt auf dem Mahagonitisch eine Messerspitze bräunlichen Pulvers, das wie Instanttee aussieht und nach einer Mischung aus Zigarettenkippen, Müll und Essig riecht. Aus einem Stück Silberpapier dreht sie sich ein Röhrchen, auf ein weiteres schüttet sie die Hälfte des Pulvers. Als sie ein Feuerzeug unter die Folie hält, schmilzt das Heroin und zieht eine kleine Rauchschwade hinter sich her. Dieser Dampf wird von Ophelia mit Hilfe des besagten Aluröhrchens inhaliert, bis nur noch irgendwas ganz Schmutziges, Kleines, Böses zurückbleibt und sie mich fragt: »Und, wie sehen meine Pupillen jetzt aus?«”

Die gleiche Szene bei Airen auf Seite 65f:

“Schicht um Schicht wickle ich die Plastikfolie ab, bis in der Mitte eine gute Messerspitze bräunlichen Pulvers zum Vorschein kommt. Sieht in etwa so aus wie Instant-Tee und riecht säuerlich, wie eine Mischung aus Zigarettenkippen, Müll und Essig. Diacetylmorphin. Dann hole ich Alufolie. Aus einem Stück drehe ich mir ein Röhrchen. Auf ein anderes schütte ich ein Viertel des Pulvers. Sobald ich ein Feuerzeug unter die Alufolie halte, schmilzt das Heroin (…) und zieht eine kleine Rauchfahne hinter sich her. Mit dem Röhrchen im Mund versuche ich sie einzufangen. (…) Als alles verdampft ist und nur noch eine schmutzige Spur auf der Alufolie übrig bleibt, gehe ich ins Bad und begutachte meine Pupillen.”

Axolotl Roadkill, Seite 11:

“Meine Existenz setzt sich momentan nur noch aus Schwindelanfällen und der Tatsache zusammen, dass sie von einer hyperrealen, aber durch Rohypnol etwas schlecht aufgelösten Vaselintitten-Installation halb zerfleischt wurde.”

Vergleich mit Airens Blogtext Einerseits vom 28. Mai 2009:

“…für Erwachsene, mit farbigem Schattenspiel auf hyperrealen aber durch Rohypnol etwas schlecht aufgelösten Vaselintitten, …”

Und da sind wohl nur die offensichtlichsten Stellen. Wie kann man den bitte so unverschämt vor sich hinklauen, die muss ja das Buch DANEBEN zu liegen gehabt haben. Und dann sagen, sie hätte NICHT abgeschrieben...Das ist ein glatte Lüge. Und dabei hat sie wohl nicht nur da geklaut. Ein weiteres Beispiel von der Seite hier:

Hegeman beendet Axolotl Roadkill auf Seite 204 mit einem Brief, den Miftis tote Mutter an ihre Tochter richtet:

“…ich sehe die Sünde in deinem Grinsen. In der Form deines Mundes. Alles, was ich will, ist, dich in schrecklichen Schmerzen aufgehen zu sehen. Obwohl wir uns nie wieder treffen werden, erinnere ich mich an deinen Namen. Ich kann nicht glauben, dass du mal so warst wie jeder andere. Du bist inzwischen kein Kinder mehr, sondern ein Abbild des Teufels….”

Zu vergleichen bitte mit dem Songtext von “Fuck U”, [2005, Album: "Noise" von Archive (Song bei Youtube)]:

“…see the sin in your grin and the shape of your mouth.
All I want is to see you in terrible pain.
Though we won’t ever meet I remember you name.
Can’t belive you were once just like anyone else.
Then you grew and became like the devil himself….”

Und was sagt uns das? Große Kunst hat das Mädchen da geschaffen, denn sie nutzt ihr junges alter um schwer Eindruck zu schinden. Die Medien stürzen sich auf sie. Es passt alles so toll zusammen. Schade bloß, dass man merkt, dass das Thema scheinbar nicht mal halb so toll ist, wenn man weiß, wer es wirklich geschrieben hat. Amen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen