Mittwoch, 21. Juli 2010

Yann Marte - Schiffbruch mit Tiger

Schiffbruch mit Tiger ist, wie der Autor so schön sagte, entstanden weil er Hunger hatte. Nicht auf Essen, sondern auf ein gutrs Buch, auf eine wahre Geschichte, eine gute, eine bedeutende Geschichte. Nicht die, die er ursprünglich schreiben wollte, für die er schon alles so schön zurecht gelegt hatte, sondern eine andere. Eine die ihm fast in den Schoß gefallen ist. Schon allein die Einleitung hat mich dazu gebracht, dass ich dieses Buch dringend lesen wollte.

Worum geht es also? Piscine - genannt Pi - stammt aus Indien. Sein Vater hat dort einen Zoo, der Familie geht es gut. Nicht das sie im Geld schwimmen, aber es geht ihnen gut. Die Familie, das sind Pi, sein Bruder und die Eltern. Alles brave anständige Leute. Pi schlägt da nicht aus der Art. Aber ungewöhlich ist er trotzdem, denn er ist bekennender und praktizierender Hindu, Muslim und Christ. (Was, wie ich finde, im Laufe des Buches aber nicht mehr so wichtig ist und deutlich wird. Schade, denn es wird am Anfang so viel Augenmerk darauf gelegt.) Irgendwann beschließt Pis Vater, dass es zeit wäre in Indien die Zelte abzubrechen, den Zoo zu verkaufen und nach Kanada auszuwandern. Die Familie ist nicht so begeistert aber man tut eben, was das Familienoberhaupt sich in den Kopf gesetzt hat. Die Tiere und der Zoo werden verkauft und da die meisten Tierein die USA verschifft werden sollen, fährt der ganze Clan gleich mit auf dem selben Boot wie ihre tierischen Freunde, so kann der Herr Ex-Zoodirektor auch gleich die Versorgung der seekranken Vierbeiner übernehmen.
Dann passiert, was passieren muss, wenn ein Buch "Schiffbruch mit Tiger" heißt. Das Schiff sinkt und Pi landet auf einem Rettungsboot. Zusammen mit dem Tiger Richard Parker (sehr süße geschichte, wie dieser zu seinem Namen kam). Was nun? So ein Riesenvieh hat Hunger und das nicht zu wenig. Und Durst auch. Und wenn Pi nicht dafür sorgt, dass richard Parker alles bekommt, was er braucht...tja dann...kann er sich ausmalen, dass der Tiger es sich da holen wird, wo es etwas gibt. Nämlich bei Pi höchstpersönlich. Also beginnt Pis Überlebenskampf. Futter für die Bestie anzuschaffen, wird zu seiner Lebensaufgabe. Er tut was er kann und seine harte Arbeit wird belohnt. Dabei rettet das schuften für den Tiger ihn im doppelten Sinne. Zum einen frisst ihn der Tiger nich auf, zum anderen rettet ihn dieses Beschäftigung davor, dass ihn seine Trauer auffrisst. Den Pis ganze Familie ist bei dem Unglück umgekommen. Dieser Kampf, den Pi mit sich, Richard Parker, dem Meer, den Fischen, den Gezeiten und den Göttern austrägt ist spannende, unterhaltsam und herzerwärmend. Man leidet mit Pi, hat Hunger und Durst mit ihm, die Sonne brennt einem selbst auf den Kopf und das Salz zerfrisst die eigene Haut.  Und trotz all der Not, die er die ganze Zeit zu ertragen hat, ist es so witzig, wie er erzählt und was er erzählt. Ich habe wieder mal fröhlich losgelacht, während ich in der Deutschen Bahn. Köstlich, wie er sich überlegt, welcher der beste Plan wäre, um das Tigerproblem zu lösen. Traumhaft, wie der Autor die Zusammentreffen mit Pi in Kanada beschreibt und wie er dessen Familie nach un nach kennenlernt.

Allerdings muss ich sagen, das mir am Ende ein bisschen etwas von dem gefehlt hat, was die Geschichte scheinbar (laut Einleitung) erreichen wollte. Es war keine Geschichte, die mir Gott näher gebracht hätte. Klar hab ich gesehen, an welchen Stellen er das versucht hat. Aber es hat bei mir einfach nicht geklappt.

Dennoch kann ich euch dieses Buch nur ans Herz legen.

So...jetzt würde ich noch kurz schreiben, ohne dass die mitlesen, die das Buch noch lesen wollen. OK? das hier ist jetzt der große und nicht zu übersehende

SPOILERALARM

Ihr wurdet also gewarnt, wer jetzt noch weiterliest ist selbst Schuld, es wird euch das Buch kaputt machen. ich muss es aber einfach mal los werden. ich schreib es auch extra klein, damit man es beim drüberlesen nicht gleich sieht.


Man, war das krass am Ende. ich saß mit offenem Mund da. Konnte es gar nicht glauben! Auf diese Idee wäre ich nie gekommen. Heftig! Und man kann das immer keinem erzählen, weil immer alle sagen:"Ach das klingt ja interessant, leih mir das doch mal aus." und dann muss ich ja die Klappe halten. Aber echt! Wow! und dann diese Frage an den Japaner: "Welche Geschichte hat ihnen jetzt besser gefallen, die mit oder die ohne Tiere?" und dann sein Schlusssatz "Sehen Sie, und so ist es auch mit Gott." (ich zitiere gerade frei, also bitte nicht aufregen, hab das Buch nicht zur hand un es ist zu warm um aufzustehen). Erschüüternd. Schade bloß, dass ich gleich dachte: "Oh, da versucht Herr Martel also noch mal die Kurve zum Thema Gott zu bekommen." aber es ist egal. es ist ein wirklich schönes Buch.Und ich hoffe es hat euch ebenso gefallen wie mir.

Nana

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